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Mittelmeermöwe Larus michahellis | Yellow-legged Gull

Status und Phänologie Schweiz

  • Lokal brütender Jahresvogel mit 1243 – 1431 Brutpaaren an 49-77 Orten, insbesondere am Neuenburgersee mit rund 80% des gesamten Brutbestands. Der erste Brutnachweis erfolgte 1968 am Fanel/Neuenburgersee. Seither ständige Ausdehnung des Areals. Interessant ist die Zunahme an Dachbruten.
  • regelmässiger, häufiger Durchzügler und Wintergast
  • Status Rote Liste: nicht gefährdet (LC)

Phänologie: Der Einzug der Sommergäste aus dem Mittelmeerraum am Genfersee erfolgt ab Ende Mai/Anfang Juni. Er gipfelt in den Monaten August und September. Eine ähnliche Phänologie der Sommergäste zeigt sich auch am Bodensee. Im Oktober/November ziehen etwa 90% der Vögel ins Mittelmeergebiet zurück, der Rest verbringt den Winter und folgenden Frühling bei uns.

Angaben aus MAUMARY et al. (2007) und (KNAUS et al.(2018).

Feldkennzeichen

4 Alterskleider | Häufigste Grossmöwe in der Schweiz. | Schnelle Umfärbung mit häufig schon grauer Oberseite ab dem 2. Winter. Vollmauser rund einen Monat früher als bei Silbermöwe beendet (meist im Oktober). Altvögel während Vollmauser im Sommer/Herbst meist mit blass-gelben Beinen, seltener auch gräulich und pink. Schnabelfärbung während Vollmauser ebenfalls blass-gelb

Mittelmeermöwe, adult, 23.01.2011, Rorschach SG
Mittelmeermöwe, adult, 11.01.2020, Eschenz TG
Mittelmeermöwe, adult, 26.01.2017, Neuhausen am Rheinfall

Allgemeiner Hinweis
Die Beinfarbe ist nur bei adulten Möwen ein relativ verlässliches Merkmal. Bei immaturen Vögeln und Adulten im Sommer bzw. in der Vollmauser sollte die Beinfarbe nicht als Indiz herangezogen werden.

Mittelmeermöwe adult (Winter)

  • Kompakte, kräftig gebaute Grossmöwe, etwas so gross wie Mittelmeer- und Silbermöwe
  • grosser Kopf, je nach Haltung rundlich bis eckig, mit steiler Stirn und eckigem Hinterkopf, das Auge meist ziemlich genau unter Scheitelpunkt liegend. Kopfform kann an Mantelmöwe erinnern.
  • Schnabel kräftig, eher kurz (im Vgl. zu adulte Steppenmöwe) und dunkel gelb.
  • Auffällig roter Gonys am Unterschnabel, der oft bis zum Oberschnabel reicht.
  • Schnabelspitze stark gebogen (bei Steppenmöwe flacher Winkel).
  • Beine dick und kräftig gelb, in der Länge zwischen Silbermöwe (kürzer) und Steppenmöwe (länger, dünner).
  • Handschwingen: Recht dunkler (schwarzer) Handflügel ohne deutlich ins Schwarz laufende „graue Zungen“.
  • HS10 weiss mit deutlich schwarzem Subterminalband (es gibt selten auch solche ohne Band oder solche mit wenigen dunklen Markierungen).
  • HS5 weiss mit schwarzem Subterminalband (wie Steppenmöwe).
Mittelmeermöwe, 1. Winter, 19.01.2020, Rorschach SG
Mittelmeermöwe, 1. Winter, 19.01.2020, Rorschach SG

Mittelmeermöwe 1. Winter (September – Mai)

  • Oktober/November — Individuen in diesem Zeitraum haben die Postjuvenilmauser mehrheitlich abgeschlossen.
  • Alle Schulterfedern sind gewechselt. Sie sind in der Basis grau gefärbt mit dunklen Subterminalbändern und dunklen, meist rhombusförmigen Markierungen im Zentrum. Diese Federn unterscheiden sich deutlich von den braunen, mit hellen Rändern versehenen Armdecken, welche noch vom Jugendkleid stammen.
  • Nach dem Abschluss der Postjuvenilmauser, also im frischen Gefiederkleid, haben Mittelmeermöwen oft einen stärker (dunkler) gestrichelten Kopf und Brustbereich als im abgenutzten Gefieder des Jugendkleides.
  • In einer Gruppe Mittelmeermöwen im Oktober sieht man oft grosse Unterschiede in der Färbung des Kopfes als Ausdruck verschiedener Stadien der Mauser sowie des Abnutzungsgrades. Es sind also nicht einfach andere Arten.
  • Schnabel noch ganz schwarz
  • Vermauserte Schulterfedern mit dunklem „Ankermuster“ und dunklen „Rhomben“ im Zentrum.
  • Kopf variabel, von weiss/weisslich bis braun/bräunlich
  • unterschiedlich ausgedehnte dunkle Maske um das Auge
  • heller Bürzel mit klar abgegrenzter schwarzer Endbinde
  • dunkle Unterflügel/Achseln (Vgl. Steppenmöwe 1. Winter: helle Unterflügel und Achseln)

Mittelmeermöwe 2. Winter (August – Mai)

  • September 2. KJ: Die Vollmauser ist im September mehr oder weniger abgeschlossen. Die (grossen, mittleren und kleinen) Armdecken sind vollständig vorhanden, ebenso die Schulterfedern . Solche Vögel im Herbst des 2.KJ können sehr ähnlich wie Vögel im Herbst des 1.KJ aussehen. Die Unterschiede sind:
    — schwärzere HS im 2. KJ (bei Mittelmeermöwe nicht so auffällig wie bei Silbermöwe)
    — erste graue Federn in den Schultern (z. T. auch ausgedehnter), was bei einem Vogel im 1. KJ nie zu sehen ist.
    — die Spitzen der HS sind stärker abgerundet. Vögel im 1. KJ haben spitze HS-Spitzen.
    — aufgehellte Iris im 2.KJ, bei Vögel im 1. KJ ganz schwarz.
    — weniger deutlich klare Mausergrenzen, wie bei Vögel im 1. KJ
  • Dezember — AprilSchnabel bei vielen Individuen schon recht gelblich. Grauer Sattel mit den frisch vermauserten Federn steht im Kontrast zu den noch braunen Flügeln. Dadurch sehen Individuen im 2. Winter ganz anders aus als solche im 1. Winter.
  • Dezember — AprilUnterflügel hell, aber noch mit vielen dunklen Markierungen. Kopf hell (weiss), oft noch mit einer dunklen Maske um das Auge. HS10 noch ohne hellen Apikalfleck (vgl. Steppenmöwe 2. Winter)

Mittelmeermöwe 2. Sommer (Mai – August) | 3.KJ

  • Juni: Mit grauen Schulter- und Mantelfedern.
  • Juni: Decken und Schirmfedern haben noch dunkle (braune) Markierungen und sind abgenutzt, da sie noch aus dem Winter stammen und im Frühling nicht gewechselt werden.
  • August: 2. Vollmauser noch im Gang. Vögel zeigen Aspekte im Flügel, die schon stark an einen Altvogel erinnern, mit einem fast einheitlichen Grau und sehr wenig braunen Markierungen im Flügel (dunkle Schaftstriche auf Schirmfedern und Armdecken).
  • August: Unbefiederte Körperteile (Schnabel, Beine) können auch noch wenig Gelb zeigen. Allgemein zeigen Vögel im Herbst verstärkt fleischfarbene Beine als Vögel im Frühjahr des 3. KJ. Das heisst: Vögel, die im Frühjahr gelbe Schnäbel und Beine entwickeln, verlieren diese Färbung im Verlaufe des Sommers wieder. Dies gilt es beim heranziehen der Färbung von unbefiederten Körperteilen unbedingt zu beachten.
  • Im September des 3.KJ. kann die Vollmauser noch nicht abgeschlossen sein (mit z. B. fehlenden, bzw. wachsenden äusseren HS). Im Vergleich zu einem Jahr jüngeren Vogel (Herbst, 2. KJ) haben diese Individuen bereits deutliche weisse HS-Spitzen. Diese sind allerdings noch nicht so gross wie bei Altvögeln.

Mittelmeermöwe 3. Winter (August – April) und 3. Sommer (April – August)

  • Dezember/Januar 3. Winter — Vollmauser abgeschlossen. Flügelspitzen sind jetzt wieder normal lang. Es können noch dunkle Markierungen in den Schirmfedern zu sehen sein und einzelne braune Markierungen in den Armdecken. Spitzenflecke sind gegenüber eines Altvogels viel kleiner. Beinfarbe gelblich (bei Vögel im Januar noch deutlicher). Handdecken noch schwarz, bei einem Altvogel grau (analog Sturmmöwe, zeitverschoben im 2. Winter).
  • Juni 3. Sommer / 4.KJ. — Bei einem fliegenden Vogel sind die schwarzen Handdecken zu sehen. Vögel im 3. Winter / 3. Sommer haben  kaum noch schwarz im Schwanz, evtl. noch einzelne Federn mit dunklen Schäften. Die Vögel stehen jetzt schon in der dritten Vollmauser, die ins 4. Winterkleid führt. Jetzt können Vögel mit fehlenden inneren HS gesehen werden.

Mittelmeermöwe 4. Winter

  • November/Januar — Die Vollmauser ist im Herbst (4. KJ) abgeschlossen und die Vögel sind dann adult. Sie haben grössere weisse Flecken auf den Handschwingen und haben keine dunklen Markierungen auf den Decken und Schirmfedern mehr.
  • November/Januar — Vögel im November können Strichelungen am Kopf haben. Dies ist kein Merkmal eines immaturen oder adulten Vogels, sondern eine Ausprägung im Herbst, wie sie bei allen Grossmöwen sichtbar ist. Diese Strichelung geht im Laufe des Spätherbstes/Winter wieder verloren.